“Stell Dich nicht so an!”

Wenn wir mit Erwachsenen so reden würden, wie mit unseren Kindern

Stelle Dir die folgende Situation vor:

Du gehst mit Deiner besten Freundin im Wald spazieren. Plötzlich rutscht sie auf dem nassen Laub aus und landet ziemlich unelegant auf dem Po. Der Sturz scheint sehr unangenehm gewesen zu sein, denn sofort schießen ihr Tränen in die Augen.

Würdest Du in dieser Situation die folgenden Sätze zu ihr sagen?

“Ach komm, ist doch nicht so schlimm”

“Jetzt stell Dich doch nicht so an!”

“Selbst Schuld, wenn Du hier so langschlurfst”

“Du bist aber heute wieder empfindlich”

“Schau mal da, ein Eichhörnchen! Süß, oder?”

Nein?

Gut!

Warum reden wir mit unseren Kindern in vielen Situationen anders, als wir es mit einem erwachsenen Gegenüber tun würden?

Warum behandeln wir Kinder häufig wie zurückgebliebene Wesen?

In der Regel lautet die Antwort: „Weil wir es selbst so erfahren haben.“ Die Sätze, die wir selbst gehört haben, sagen wir an unsere Kinder einfach weiter. Aber es ist an der Zeit, diese zu hinterfragen. Was passiert, wenn ich meinem Kind vermittle, dass Gefühle wie Schmerz, Angst, Traurigkeit usw. keinen Raum haben dürfen, dass es nicht gut ist, Schwäche zu zeigen?

„Eine strenge Hand hat noch niemandem geschadet“

Ein typischer Satz aus vergangenen Generationen. Doch ich lege ein ganz klares Veto ein!

Strenge macht nicht stark. Strenge macht nicht selbstbewusst. Strenge in Form von den im Beitrag beschriebenen Aussagen vermittelt meinem Gegenüber, dass etwas mit ihm falsch ist. Die Gefühle, die es fühlt, sollten möglichst schnell unterdrückt werden. Die Auswirkung ist, dass damit gleichermaßen Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit unterdrückt werden.

Wenn ich meinem Gegenüber dagegen vermittle, „Du bist OK, wie Du bist, mit dem, was Du gerade fühlst“ und ich ihm dabei zur Seite stehe und ihm meine Hilfe anbiete, entsteht das Gegenteil.

Nicht Strenge macht selbstbewusst, sondern Liebe!