Danach reicht es aber, oder?

Wie wir mit Schwangeren reden (sollten) 4 Maßnahmen zur achtsamen Kommunikation

Sobald man schwanger ist, fühlen sich viele Menschen dazu berufen, dies zu Kommentieren. Aus eigener Erfahrung und den Erfahrungsberichten anderer Mamas weiß ich, dass dabei sehr lustige, schräge und teilweise auch echt unverschämte Kommentare bei rumkommen können.  Zum Beispiel:

Ist das nicht ein bisschen jung?

Bist Du nicht langsam zu alt?

Ist Sport denn nicht schädlich?

Bist Du sicher, dass da nur EIN Baby drin ist?

Hast Du Angst vor der Geburt? Also meine war der totale Horror!

Hast Du auch schon Verdauungsprobleme?

Danach reicht es aber, oder?

Ihr könnt ja nur Jungs!

Dein Bauch ist aber klein!

Weißt Du schon, in welches Krankenhaus Du gehst?

Mach auf jeden Fall einen Kaiserschnitt!

Auf keinen Fall ein Kaiserschnitt!

Soll ich Dich die Treppe runterrollen?

Hier sind 4 Maßnahmen, die aufzeigen, wie wir es schaffen können achtsam zu kommunizieren, ohne bei unserem Gegenüber schlechte Gefühle zu verursachen, oder es zu verletzen.

  • Beziehung prüfen:

Wenn die Hebamme eine Schwangere fragt, ob sie Verdauungsprobleme habe, ist das etwas völlig anderes, als wenn dies die Arbeitskollegin aus der anderen Abteilung tut, mit der die Schwangere bisher so gut wie keinen Kontakt hatte. Klar, oder?

Es kommt eben auf die Beziehungsebene an. Bevor ich also einen Kommentar fallen lasse, kann ich überlegen, ob dieser der Beziehung mit meinem Gegenüber angemessen ist.

– Kontext hinterfragen:

Es gilt zu überlegen, ob ich genug darüber bescheid weiß in welchem inneren und äußeren Kontext sich mein Schwangeres Gegenüber befindet. Was löst es in ihr aus, wenn ich von meinen eigenen (negativen) Geburtserfahrungen erzähle? Hat sie bereits selbst mit Ängsten vor der Geburt zu kämpfen, die durch meinen Bericht noch verstärkt würden? Dann wäre es ratsam, sich zurückzuhalten.

  • Bedürfnischeck:

Es kann hilfreich sein sich selbst die Frage zu stellen, warum ich überhaupt von meiner eigenen Geburtserfahrung erzählen möchte? Welches Bedürfnis steckt dahinter? Möchte ich die Schwangere beruhigen, weil ich eine besonders schöne Erfahrung gemacht habe? Oder habe ich Gesprächsbedarf, weil ich mein eigenes Erlebnis noch nicht gut verarbeiten konnte? Sind dann Situation und Zeitpunkt wirklich die richtigen, um darüber zu sprechen?

  • WERTschätzung:

Möglicherweise sind der Schwangeren ganz andere Werte wichtig als mir selbst. Und das wird seine Gründe haben. Es kann also sein, dass ihre Idee eines perfekten „After-baby-Body“ eine ganz andere ist, als meine, oder dass sie sich für die Geburt etwas völlig anderes vorstellt, als ich es tue. Und das ist ok. Wir sind alle unterschiedlich und jede sollte das machen können, womit sie sich wohlfühlt. Ohne dafür beWERTet oder verurteilt zu werden.

Lasst uns achtsam miteinander reden.

Das gilt natürlich nicht nur für Schwangere.