Tatsache ist, dass wir für diese Zeiten gemacht sind

#mindyourself

Ein wundervoller und hochaktueller Text von einer meiner Lieblingsautorinnen:

„Meine Freundinnen und Freunde, verliert nicht den Mut! Wir sind gemacht für diese Zeiten. Ich habe in der letzten Zeit von so vielen gehört, die zutiefst verwirrt sind. Sie sind betroffen von den Geschehnissen in unserer jetzigen Welt. Und doch dränge, bitte, besänftige ich Dich: Verausgabe Dich nicht damit, Deinen Geist auszudörren, indem Du diese schwierigen Zeiten beklagst. Und verliere vor allem nicht die Hoffnung. Und zwar ganz besonders deswegen:

„Tatsache ist, dass wir für diese Zeiten gemacht sind.“

C. Pinkola Estés

Ja. Seit Jahren haben wir gelernt, praktiziert und uns dafür geübt. Und nur darauf gewartet, auf genau diese Herausforderung für unsere Gelübde zu treffen.

Ich wuchs bei den Großen Seen auf und erkenne ein seetüchtiges Schiff, wenn ich eines sehe. Übertragen auf erwachte Seelen waren niemals mehr fähige Schiffe auf den Gewässern als es sie jetzt gibt – überall auf der Welt. Und sie sind vollständig ausgerüstet und mehr als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit dazu befähigt, eines dem anderen Signale zuzusenden.

Schau hinaus über den Bug: Da sind Millionen von Booten aufrechter Seelen mit Dir zugleich auf den Wassern. Auch wenn Deine Außenplanken von jeder Welle in dieser stürmischen Trübnis erzittern: Ich versichere Dir, diese Hölzer, aus welchen Dein Bug und Deine Ruder gebaut sind, kommen aus einem höheren Wald. Diese langfaserigen Bohlen sind bekannt dafür, Stürmen zu widerstehen, zusammen zu halten, stabil in sich selbst zu sein und voran zu kommen. Unbeschadet.

In jeder dunklen Zeit gibt es eine Neigung, über all dem Ungerechten und Ungeheilten in der Welt in eine Ohnmacht abzudriften. Fixiere Dich nicht darauf. Auch gibt es eine Neigung dazu, in Schwäche zu verfallen, weil Du Dich vielleicht in etwas verbeißt, was außerhalb Deiner Reichweite liegt, was jetzt einfach noch nicht sein kann. Konzentriere Dich nicht darauf. Es ist, als würdest Du den Wind verschwenden, ohne die Segel zu setzen.

Wir werden gebraucht.

Das ist alles, was wir wissen können. Und obgleich wir auf Widerstand treffen werden: Viel häufiger werden wir auf große Seelen stoßen, die uns freudvoll begrüßen werden, uns lieben werden und führen. Und wir werden sie erkennen, wenn sie erscheinen.

„Es ist nicht unsere Aufgabe,
die ganze Welt auf einmal in Ordnung zu bringen,
sondern uns anzustrengen,
den Teil der Welt zu verbessern,
der in unserer Reichweite ist.“

C. Pinkola Estés

Jedes kleine, stille Etwas, das eine Seele tun kann, um einer anderen Seele zu helfen, um einen kleinen Teil dieser armen, leidenden Welt zu unterstützen, wird von unermesslicher Hilfe sein. Es ist uns dabei nicht gegeben, zu wissen, welche Handlung – oder von wem – die kritische Masse dazu bewegen wird, auf die Seite eines dauerhaft Guten zu kippen.

Was für einen dramatischen Wandel benötigt wird, ist die Anhäufung von Handlungen: hinzufügend, dazu hinzufügend, noch mehr hinzufügend – immer so weiter. Wir wissen, dass es nicht jeden auf der Erde dazu braucht, um Gerechtigkeit und Frieden zu bringen, sondern nur eine kleine, begrenzte Gruppe, die nicht aufgibt beim ersten, zweiten oder hundertsten Sturm.

Eine der am besänftigendsten und kraftvollsten Handlungen, die Du tun kannst, um in einer stürmischen Welt zu vermitteln, ist aufzustehen und Deine Seele zu zeigen. Seele an Deck leuchtet wie Gold in dunklen Zeiten. Das Licht der Seele wirft Funken, kann Leuchtkugeln nach oben senden, Signalfeuer entzünden, und es erschafft die richtigen Bedingungen, um Feuer zu fangen. Die Laterne der Seele in schattigen Zeiten wie diesen deutlich sichtbar zur Schau zu stellen – standhaft und leidenschaftlich zu sein und Erbarmen gegenüber anderen zu zeigen – dies beides sind Handlung von immenser Tapferkeit und von größter Notwendigkeit.

Kämpfende Seelen können so Feuer fangen von Seelen, die voller Licht sind und bereit, es zu zeigen.

Es wird immer Zeiten geben, in denen Du Dich mutlos fühlen wirst. Ich habe ebenfalls viele Male in meinem Leben die Verzweiflung gefühlt. Aber ich halte keinen Stuhl für sie frei. Ich werde sie nicht unterhalten. Sie darf nicht von meinem Tellerchen essen.

Der Grund dafür ist der: Zutiefst im Innern meiner Knochen trage ich ein Wissen so wie Du es auch tust. Es ist das Wissen, das es keine Verzweiflung geben kann, wenn Du Dich erinnerst, warum Du zur Erde gekommen bist, wem Du dienst und wer Dich hergesandt hat. Die guten Worte, die wir sagen, und die guten Taten, die wir tun, sind nicht die unseren. Sie sind Worte und Taten des Einen, das uns hergebracht hat.“

Text von Clarissa Pinkola Estes, amerikanische Dichterin, Trauma-Therapeutin und jungianische Psychoanalytikerin, Autorin von “ Die Wolfsfrau – Die Kraft der weiblichen Urinstinkte“ Übersetzung: Amari Dé