Ein letzter Tanz mit dem Sommer

Warum Übergänge für uns (und unsere Kinder) so schwierig sind

Sind wir mal ehrlich, dass die Tage gerade nochmal sonnig und warm sind ist schön, aber steigert das nicht auch die Sehnsucht danach, den Sommer noch etwas behalten zu wollen? Zumindest bei mir ist es so. Ich freue mich zwar auch auf den Herbst und alles, was er mit sich bringt, aber gleichzeitig finde ich den Gedanken beinahe schmerzlich, dass der Übergang zur dunklen Jahreshälfte schon in vollem Gange ist.

Von vielen höre ich, „das geht immer so schnell“, „kaum zu glauben, in drei Monaten ist schon wieder Weihnachten“, „wo bleibt nur die Zeit“? Ich glaube, das Gefühl, dass uns die Zeit entgleitet, liegt unter anderem daran, dass wir uns keine Zeit mehr für sie nehmen.

Keine Zeit für die Zeit?

Unsere Vorfahren haben Übergänge viel intensiver zelebriert als wir das heute noch tun. Übergänge von der einen in die andere Lebensphase oder auch Übergänge der Jahreszeiten. Ich glaube daran, dass es wichtig ist, diese Übergänge bewusster in den Alltag einzugliedern. Wir sind oft gestresst, fühlen uns getrieben, weil wir dann, wenn wir eigentlich Feierabend haben und abends auf dem Sofa versacken, doch noch eben über das Smartphone ein Geburtstagsgeschenk bestellen, oder eine Übergangsjacke shoppen. Unser Nervensystem ist deshalb fast durchgehend auf Hochtouren, was negative gesundheitliche Auswirkungen haben kann, wenn wir nicht zwischendurch für Pausen sorgen. Bewusste Pausen. Sich ausgiebig mit einem zeitlichen Übergang zu beschäftigen, kann so eine Pause sein.

Diese jetzige Zeit um die Herbsttagundnachtgleiche, den Zeitpunkt, an dem Tag und Nacht gleichlang sind, bevor dann die Nächte spürbar länger werden und die Tage kürzer, bietet sich an, um mit Kindern oder auch allein, im Familien- oder im Freundeskreis den Übergang bewusst zu gestalten.

Du kannst zum Beispiel ein kleines Ritual feiern, um den Sommer zu verabschieden und den Herbst willkommen zu heißen. Beispiele wären, gemeinsame Fotos des Sommers anschauen, sich nochmal an die schönsten Ereignisse erinnern, vielleicht eine kleine Schatzkiste erstellen und sie gemeinsam befüllen, mit Bildern und Dingen, aus dem vergangenen Sommer. Und den Sommer dann gehen lassen.

Gleichzeitig den Herbst willkommen heißen, Geschenke aus dem Wald sammeln, das zu Hause damit gestalten, eine Kerze anzünden und sich gemeinsam vorstellen, was man in diesem Herbst alles Schönes und Gemütliches machen möchte. Dies könnte in einer Collage, oder einem Buch festgehalten werden. Mit dieser Vorfreude im Herzen fällt es etwas leichter, sich vom Sommer zu verabschieden und nach vorne zu blicken, auf all das Schöne, das da kommen mag.