Manchmal geht es nur ums überleben

Und dann sind da diese Tage an denen sich einfach alles schwer anfühlt. An denen sich die schlechten Nachrichten häufen und immer genau dann eintreffen, wenn der Große fragt, ob wir jetzt endlich zusammen das Spiel spielen können, das er schon vor zwanzig Minuten extra aufgebaut hat. Tage, an denen das Baby immer wieder anfängt zu weinen, und ich wirklich Ausdauer beweisen muss, um es zu beruhigen, obwohl ich am liebsten einfach mitweinen würde. Fremdbestimmt sein ist nichts für Feiglinge.  
Diese Tage an denen wir alle schon (oder noch) morgens müde sind, weil auch die Nächte anstrengend waren, weil so viel um uns herum passiert und zu tun ist und wir alle deshalb ganz aufgeregt und erschöpft zugleich sind.

Diese Tage, an denen ich immer wieder übertrieben intensiv ausatme, um mein Nervensystem vor dem Explodieren zu bewahren. Diese Tage, an denen ich mir vorgenommen habe abends mit den Kindern zusammen ins Bett zu gehen, um ein bisschen Schlaf nachholen zu können, in der Hoffnung, dass das Baby mitmacht. Dann lässt sich das Baby wirklich ausnahmsweise ins Beistellbett legen und schläft ein paar Stunden am Stück, dafür steht plötzlich der Große wieder auf, weil er nicht schlafen kann und noch spielen möchte und auch ich bin hellwach, weil ich wieder angefangen habe Kaffee zu trinken und der wirkt. Leider zu spät. Pläne machen mit Kindern, irgendwie witzig der Gedanke, dass das funktionieren könnte.

Ich wünsche mir an Tagen wie diesen einen Banner, der am unteren Rand meines Lebens entlangläuft und auf dem steht:

„Die nachfolgenden Termine verzögern sich um ca. zwei Tage“.

An diesen Tagen kostet mich die Anwendung einer achtsamen Haltung viel Energie. Ich muss einiges an Kraft aufwenden, um die Situation zu akzeptieren, wie sie ist, um den Glauben daran nicht zu verlieren, dass es ok ist, wenn es mal sch***** ist und dass es wieder anders wird. Und vor allem daran, dass ich das schaffe, weil ich stark bin und es jedes Mal schaffe. An diesen Tagen geht es nicht um Selbtsfürsorge, oder darum pädagogisch wertvoll zu handeln, sondern einfach ums Überleben. Und das darf sein. Das gehört dazu. Das weiß ich heute nur und fühle es nicht, aber das ist ok. Vielleicht fühle ich es schon morgen und werde stolz auf uns sein, wenn ich zurückblicke. Vielleicht schon morgen. Oder übermorgen. Aber bis dahin halte ich es wie mein Patenkind, bei der Frage, wann es zum ersten Mal mit der Schwebebahn fahren möchte und sage: „Heute nicht!“

Hinweis: Deshalb ist es so wichtig, eine achtsame Haltung zu üben, wenn es gut läuft. Damit die Anwendung funktioniert, wenn es nicht gut läuft. Zu wissen, dass diese Tage OK sind und dass Du stark genug bist, sie zu überstehen, kann erlernt werden! Schreibe mir, wenn Du wissen willst, wie.